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ORF-Report über Tiertransporte


„fernab jeglicher Realität“

Aus dem Zusammenhang gerissene Aufnahmen sowie willkürliche Behauptungen prägten den rund zehnminütigen Beitrag

Das ORF-Magazin Report hat am 9. Jänner 2024 unter dem Titel „Umstrittene Tiertransporte“ einen Beitrag über angeblich rechtswidrige Tiertransporte aus Österreich nach Algerien veröffentlicht, der aus Sicht der RINDERZUCHT AUSTRIA grobe journalistische Mängel aufweist.

Der Bericht versuchte den Eindruck zu erwecken, dass diese Transporte „laut Expert:innen“ rechtswidrig seien, obwohl eine Rückfrage beim zuständigen Bundesministerium für Gesundheit, Soziales, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) ergab, dass alle Transporte aus Österreich nach den strengen gesetzlichen Vorgaben der EU-Tiertransportverordnung sowie nach den österreichischen Rechtsvorschriften durchgeführt wurden und keine Verstöße festgestellt werden konnten.
So zeigt der Beitrag u. a. Aufnahmen von einer Zuchtrinderversteigerung in Ried im Innkreis, verwendet dann aber irreführender Weise Aufnahmen eines Zuchttiertransportes aus Deutschland. So entsteht beim TV-Publikum der Eindruck, dass es sich fälschlicherweise um Tiere aus dem Verbandsgebiet des Fleckviehzuchtverbandes Inn- und Hausruckviertel (FIH) handle. Umfangreiche Recherchen der RINDERZUCHT AUSTRIA zeigen jedoch, dass dieser Transport keinesfalls in Verbindung mit der im Beitrag gezeigten Versteigerung in Ried steht.

Bewusste Irreführung durch Bildabfolge

Auch die im Beitrag gezeigten Aufnahmen des Tiertransportschiffes „Karim Allah“ zeigen keine österreichischen Zuchttiere, da die erkennbaren Ohrmarken der Tiere an Bord nicht aus Österreich stammten. Auch in diesem Fall ist der hergestellte Zusammenhang zu den Tieren aus Ried im Innkreis grob irreführend.

„Festzuhalten ist, dass die im Beitrag gezeigten Bilder von verendeten Rindern auf See sowie jene der gezeigten Schächtung in keinerlei Zusammenhang mit den gezeigten Zuchttieren von der Versteigerung in Ried im Innkreis stehen, da es sich bei den Aufnahmen um eine andere Rasse handelt“, stellt dazu RINDERZUCHT AUSTRIA-Geschäftsführer Martin Stegfellner klar.

Weiters wurden im ORF-Report die aktuellen Bestimmungen für Tiertransporte auf dem Seeweg in Frage gestellt. Dabei ist die Rechtslage diesbezüglich klar: Die von den Tieren am Schiff verbrachte Zeit wird zwar zur Gesamtbeförderungszeit gezählt, jedoch gelten auf dem Seeweg andere Zeiten für Füttern und Tränken, Ruhezeiten etc. als beim Transport auf der Straße, wie in Anhang I Kapitel V der Verordnung (EG) Nr. 1/2005 festgelegt ist. „Anders als im Beitrag kritisiert handelt es sich somit um keine willkürliche Rechtsauslegung“, so Stegfellner.

Keine Schlachtungen nach Abkalbung

Eine weitere Aussage des ORF-Berichts – dass Rinder in Algerien nach dem Abkalben für die Milchproduktion verwendet und am Ende der Laktation unmittelbar geschlachtet werden – kann ebenso leicht widerlegt werden. So liegt der RINDERZUCHT AUSTRIA ein bereits seit 1991 gültiges algerisches Gesetz vor, das vorsieht, dass das Schlachten von weiblichen Rindern sogenannter „verbesserter Rassen“, worunter auch Zuchtrinder aus Österreich fallen, bis zu einem Alter von acht Jahren ausdrücklich verboten ist!

„Erschwerend kommt aus unserer Sicht hinzu, dass uns von der WKO-Außenhandelsstelle in Algier bestätigt wurde, dass das Team von „The Marker“ über diese gesetzlichen Vorgaben zur Haltung von importierten Zuchtrindern vorab informiert wurde. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass diese Information – entweder von „The Marker“ oder im Zuge der Beitragsgestaltung – bewusst zurückgehalten wurde“, so Stegfellner.

Die RINDERZUCHT AUSTRIA hat zuletzt im Dezember 2022 einige Betriebe in Algerien besucht, die Zuchtrinder aus Österreich angekauft haben. Dabei konnte bestätigt werden, dass importierte Zuchtrinder in Algerien unter strenger behördlicher Kontrolle stehen und die Tiere vor Ort bestens versorgt werden. Weiters konnten bei den Betriebsbesuchen der RINDERZUCHT AUSTRIA eine Vielzahl von Tieren identifiziert werden, die bereits vor mehreren Jahren aus Österreich nach Algerien exportiert wurden.

Dazu Sebastian Auernig, Obmann der RINDERZUCHT AUSTRIA:

„Dieser Beitrag ist fernab jeder Realität. Als Vertreter der österreichischen Rinderzüchterinnen und Rinderzüchter bin ich schockiert, dass der ORF derart unreflektiert Beiträge mit so vielen Fehlinformationen sendet und damit den Bauernstand desavouiert. Tatsache ist: Die heimischen Bäuerinnen und Bauern kümmern sich 365 Tage im Jahr um ihre Tiere und sind emotional stark mit ihnen verbunden. Als RINDERZUCHT AUSTRIA kümmern wir uns intensiv darum, wie unsere Kalbinnen in den Zielländern ankommen.“
Auernig betont, dass sie österreichischen Rinderzüchter:innen nicht ordnungsgemäß durchgeführte Tiertransporte und das damit verbundene Tierleid entschieden ablehnen. Sowohl die internationalen Käufer:innen und natürlich Verkäufer:innen österreichischer Zuchtrinder haben größtes Interesse daran, dass die Tiere im besten Gesundheitszustand auf den Betrieben ankommen. „Daher unterstützen wir die strengen gesetzlichen Regelungen für Tiertransporte sowie deren Kontrollen. Ich hinterfrage in diesem Fall die journalistische Arbeitsweise und Recherchetätigkeit, die eines öffentlich-rechtlichen Senders unwürdig ist und wünsche mir eine angemessene Klarstellung“, so Auernig abschließend.