Neues aus der Zuchtwertschätzung für die Rasse Holstein
Der neue ökologische Gesamtzuchtwert RZÖko
Der Anteil ökologisch wirtschaftender Milchviehbetriebe wächst stetig, diese haben managementbedingt oft ein etwas anderer Zuchtziel als konventionell wirtschaftende Betriebe. Daher war die Zeit reif für einen Gesamtzuchtwert (RZÖko) angepasst an die spezielle Situation ökologisch wirtschaftender Milchviehbetriebe.
Eine Milchleistungssteigerung ist für ökologisch wirtschaftende Betriebe wirtschaftlich genauso interessant wie für konventionelle Betrieb, da die zusätzlichen Einnahmen durch den höheren Milchpreis für ökologisch erzeugte Milch höher ausfallen. Allerdings ist ökologisch erzeugtes Kraftfutter teurer und dessen Einsatz stößt daher eher an wirtschaftliche Grenzen. Bei der dadurch gegebenen niedrigeren Fütterungsintensität und dem niedrigeren Milchleistungsniveau machen Öko-Betriebe oft die Erfahrung, dass sich die Zuchtwerte nicht vollständig umsetzen lassen. Die Gesundheitsmerkmale haben für Öko-Milchviehbetrieb eine hohe Bedeutung, da der Antibiotikaeinsatz stark begrenzt oder nicht erlaubt ist.
Merkmale und Zusammensetzung des RZÖko
Die Nutzungsdauer hat mit Abstand das höchste Gewicht und kommt zusammen mit den direkten Gesundheitsmerkmalen auf fast 60%. Für die Milchleistungsmerkmale geht nicht der Milchwert ein, sondern die Eiweiß– und Fettmenge, wobei die Milchmenge negativ gewichtet wird. Der RZÖko soll sich an die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion unter ökologischen Bedingungen orientieren. Neu gegenüber RZ€ und Gesamtzuchtwert (RZG) ist die Berücksichtigung der Körperkondition (BCS) mit 5%. Ziel ist die allgemeine Robustheit der Milchkühe zu verbessern. Für Robustheit gibt es noch keinen Zuchtwert, aber es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die genetische Veranlagung für eine bessere Körperkondition im positivem Zusammenhang mit der Fähigkeit der Milchkuh steht, z.B. mit management- und umweltbedingten Störungen besser zurechtzukommen.
Mit dem RZÖko steht den unter ökologischen Bedingungen wirtschaftenden Milchviehbetrieben ein effektives Selektionsmittel zur Verfügung um das etwas andere Zuchtziel zielgenauer zu erreichen. Die gezielte genetische Verbesserung der Herde ist für ökologisch wirtschaftende Betriebe genauso wichtig, wie für Konventionelle. Hier gilt, dass der Gesamtzuchtwert (RZG) in erster Linie der Vorselektion, der überhaupt in Frage kommenden Stiere, dient. Sowohl für ökologische als auch konventionelle Betriebe kann der RZÖko interessant sein, die aus unterschiedlichen Gründen mit einer unterdurchschnittlichen Fütterungsintensität und damit einem niedrigeren Leistungsniveau fahren.